Mahdi Fleifel &
»I don’t care about anything. The whole world is closing on me. Why should I care anymore?« Reda al Saleh lacht kurz, bevor sich seine Miene verfinstert und sich die Hoffnungslosigkeit seiner Aussage auch in seinem Blick widerspiegelt.
In 3 Logical Exits kehrt Mahdi Fleifel zurück nach Ain El Helweh, einem palästinensischen Flüchtlingscamp im Libanon. Der Künstler hat selbst palästinensische Wurzeln und begleitet den dort lebenden Reda schon seit dessen Kindheit. Den Schwarzweißaufnahmen eines Gesprächs der beiden auf Arabisch werden farbige Aufnahmen aus verschiedenen Abschnitten in Redas Leben gegenübergestellt, die vergangene Begegnungen des Künstlers und des Protagonisten collageartig beleuchten. Wir folgen Reda durch das Camp, in seine Unterkunft, zurück in seine Vergangenheit – sehen Bilder seiner Kindheit, Jugend und seiner Hochzeit. Ein sehr persönlicher Blick auf das Leben eines jungen Mannes ohne viel Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Mit Audioaufnahmen eines Telefonats mit Marie Kortam, einer Soziologin mit einem Forschungsschwerpunkt auf globalisierte Gewalt und Segregation, fügt der Künstler den persönlichen Aufnahmen eine weitere, soziologische Ebene hinzu. Die Geschichte Redas wird in einen breiteren Kontext gehoben und fungiert als Repräsentation zahlreicher Palästinenser*innen, deren reine Existenz im Libanon als Bedrohung angesehen wird. Sie leben seit mehreren Generationen am Rande der Gesellschaft, haben kein Recht auf die libanesische Staatsbürgerschaft und werden damit im öffentlichen und politischen Leben marginalisiert. Einzige Auswege scheinen das Abtauchen in den Konsum und Verkauf von Drogen, der Beitritt zu einer der rebellierenden Fraktionen oder die Auswanderung – three logical exits – die einzigen Bewältigungsstrategien eines von Ausbeutung, Diskriminierung und Rassismus geprägten Lebens. Ein persönlicher und zugleich zurückhaltender, roher Blick auf Armut, Frustration und Gewalt macht die Aussichtslosigkeit des Lebens in Ain El Helweh deutlich. Mit langsamen Schnittfolgen, Schwarzweißaufnahmen und kaum musikalischer Untermalung lässt Mahdi Fleifel die starken Bilder und Worte für sich sprechen. Er schafft eine intensive, beinahe quälend ruhige Atmosphäre, die kaum unberührt lassen kann. (Lara Legeland)