Russel Hlongwane &
Der junge uMalanje reibt seinen Körper mit rostfarbigem Schlamm ein. Barfüßig betritt er eine neue Sphäre, einen Ort in einer anderen Welt. Störgeräusche und digitales Rauschen begleiten seine Mission. Zaghaft berührt er die metallischen Strukturen, die wie zeitlose und herrenlose Reste einer längst verschwundenen Kultur aufgetürmt übereinander liegen. Man erfährt von einer dunklen Wolke, the Dark Cloud, einer mächtigen Instanz, die verunreinigt wurde. So sehr, dass die Symbiose aus Wissen und Orientierung aus den Fugen geraten ist und Inkanyamba, die mystische Schlange des Himmels, ihr GPS-Signal nicht mehr orten kann. Eine kräftige Stimme, die sich über das Szenario legt, erzählt diese Geschichte. Sie verweist auf die untergegangene Stadt Mapungubwe, eine florierende Metropole aus dem Jahre 1220, die bereits 70 Jahre später ihren Untergang erleben sollte. Schritt für Schritt ertastet uMalanje diesen Ort. Er ist durch Zeit und Raum gereist, um die Bewohner*innen der Stadt zu warnen. Vor dem Internet, einer futuristischen Macht, durch die vermeintlich freies Wissen in der Cloud gespeichert, nicht jedoch vor Korruption und Monetarisierung geschützt werden kann.
Das filmische Werk des südafrikanischen Kulturproduzenten Russel Hlongwane erwartet viel von seinen Rezipient*innen. Die Narration schlängelt sich um Begriffe wie Inkanyamba und Mapungubwe, die zentral in der Zulu-Kultur und der südafrikanischen Geschichte stehen. Selbst ein Glossar lässt sich zu seiner Arbeit finden, bestehend aus Vokabular zur Zulu-Kultur und neuen, eigens für dieses Werk geschaffenen Wörtern. Die zeitlose Erzählung, die gleichermaßen aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart zu kommen scheint, gleicht einer transzendentalen Reise. Man durchquert religiöse Überlieferungen der Zulu und begegnet gegenwärtigen Konzepten von digitalisiertem Wissen. Wie uMalanje kann man von dieser Erfahrung zehren, in der globale und zeitliche Systeme obsolet wirken. Hlongwane lässt kein herrschendes Narrativ zu. Er fordert heraus, Wissen unabhängig von Zeit und Raum zu verstehen, die westliche Selbstzuschreibung der digitalen Vormachtstellung zu hinterfragen und die egozentrische Attribuierung von Fähigkeiten auf bestimmte Kulturen zu verweigern. (Riccarda Hessling)