




Adam Castle &
Lupi Lupi Lu ist mit seinen 5:20 min. wahrscheinlich das kürzeste Musical der Welt und trotzdem erstaunlich vollständig, fertig, rund und in jeglicher Hinsicht überraschend. Adam Castle verarbeitet mit diesem Film seine Diagnose der tückischen Auto-Immunkrankheit ›Lupus‹ (lateinisch ›Wolf‹ – und genauer: systemic lupus erythematosus) und seiner immerhin zehn Jahre andauernden Weigerung, sich trotz mehrmaligen Auftretens des dafür typischen und als ›Butterfly Rash‹ bezeichneten Symptoms – ein schmetterlingsförmiger Ausschlag im Gesicht – über die Krankheit zu informieren, und sie für sich anzunehmen.
Castle hat mit Lupi Lupi Lu aber darüber hinaus einen sehr originellen und trotz seines tragischen Inhalts auch lustigen, überraschenden Film produziert. Inhaltlich von queerer und multipler Identitätsauffassung geprägt, ist es ein ganz eigener, künstlerischer Ansatz, sich mit Krankheit auseinanderzusetzen, formal ebenso erfrischend und einfach wie professionell umgesetzt. Eigens dafür komponierte und eingespielte Musik, Licht, Ton und Schnitt – alles passt, nichts ist zu viel. Dabei durchdringen sich Momente kindlichen Spiels mit solchen, die an Filme von David Lynch oder Denis Villeneuve erinnern, und Elemente aus dem Mainstream des Musical Universums. Autobiografisches wird mit streng Formalästhetischem, persönlich Authentisches mit fiktiv Artifiziellem zu einer gelungenen Grenzwanderung verwoben.
Es spielen und singen zwei Menschen in Tierkostümen in einem kleineren Theaterraum, allerdings vor und neben der Bühne sowie im Zuschauerraum, nie auf der Bühne. Sie personifizieren dabei im fliegenden Wechsel ohne Übergang Krankheit und Patient, Akteur*innen und Zuschauer*innen, Wolf und Schmetterling – die beiden Tiere, die für die Krankheit und eines ihrer bekanntesten Symptome stehen. Sie verkörpern singend, poetisch komplex ineinander verwoben und gerafft, verschiedene Szenerien, Stadien und innere Zustände auf dem Weg zur langsamen Akzeptanz der Krankheit und lassen uns auf diese sympathische und teils humorige Weise daran teilhaben, ohne uns dabei überfordern zu wollen, aber auch ohne zu verharmlosen.