Rhea Storr &

Here is the Imagination of the Black Radical

»There is no need to look at an easy afro-futurism with space ships and mystical spiritualism. The afro-future is here [...].«

Rhea Storr taucht ein in die Welt des Junkanoo, eine Form des Karnevals, wie er auf den Bahamas gefeiert wird. Ursprünglich von Sklaven ins Leben gerufen, die nur an Weihnachten frei bekamen, war er nach der Abschaffung der Sklaverei fast verschwunden. In den letzten Jahren wurde das Festival auf den Bahamas wiederbelebt und bietet nun heute ein Spektakel für tausende Teilnehmende und Zuschauende. Im Zentrum von Storrs Arbeit stehen die Shell Saxon Superstars, eine über 1.000 Personen starke Gruppe, wie sie in monatelanger Arbeit ihre aufwändigen, teils überlebensgroßen Kostüme herstellen, die politische Themen, Nationalstolz oder andere Länder motivisch inszenieren und subvertieren. Zum pulsierenden Rhythmus von Ziegenfell- und Kunststofftrommeln sowie einer Bläsergruppe mit Blechblasinstrumenten und Schellen tanzen und marschieren sie schließlich am zweiten Weihnachtsfeiertag und am Neujahrstag durch die Straßen. Am Ende der Prozession werden die begehrten Preise für die beste Musik, das beste Kostüm oder die beste Gesamtgruppenpräsentation vergeben.

Storr arbeitet analog, sowohl auf Bild- als auch auf Tonebene. Ihr zufolge eignet sich die körnige und unperfekte Ästhetik des 16mm-Films besonders, um Körper und Kostüme zu filmen. Lichtlecks und weitere Störungen bei der Filmentwicklung setzt sie bewusst ein. Darüber hinaus bevorzugt sie den langsameren Arbeitsprozess, der anders als in der Digitaltechnik, kein direkt sichtbares Ergebnis zeigt. Die Tonspur besteht hauptsächlich aus Samples. Dabei montiert sie u.a. Geräusche von Kometen oder von Raumfahrtgeräten wie dem Mars Rover und Interviews mit Mitgliedern der Shell Saxon Superstars. In den gleichsam außerirdischen Geräuschen wurzelt eine afrofuturistische Ästhetik.

Storr beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis vielfach mit Karneval und Maskerade. Ihr Interesse an Junkanoo rühre von ihren eigenen britisch-bahamischen Wurzeln und helfe ihr, mehr über ihr Kulturerbe zu erfahren, so die Künstlerin. Der Karneval bietet einen Raum des ausgelassenen Feierns und birgt gleichzeitig vor allem subversives Potenzial. Als eine Form des Protests werden politische und soziale Umstände parodiert sowie die nationale Identität und die Sichtbarkeit Schwarzer Körper bekräftigt. Afrofuturismus äußert sich hier nicht als ein spekulativer Schwarzer Zukunftsentwurf, sondern als ein Streben nach Zukunft, in der Schwarze leben wollen, genau jetzt: Die Afro-Zukunft ist da! (Lisa Bosbach)

Artist Statement
My practice is concerned with the readability of images, particularly those of Black and mixed- race women. As the politics of masquerade, costume and spectatorship continue to permeate my work, I consider how these forms of play might also be forms of authority or culturally powerful.  The abstract blue colour fields which permeate Here is the Imagination of the Black Radical, are created to destabilise. Often, I embrace the grainy or textural qualities of analogue images as a means to represent a Black body otherwise, to re-narrate or revise a dominant framework. (Rhea Storr)

* Wir können nur einen Ausschnitt dieses Werks im Online-Videoarchiv zeigen. Für die vollständige Version, kontaktieren Sie bitte die Künstlerin.

Abbildungen: Rhea Storr, Here is the Imagination of the Black Radical, 2020 © Rhea Storr

Über die Künstlerin

Rhea Storr * 1991 in Leeds, GBR, lebt und arbeitet in London, GBR. Studium am Goldsmiths, London, GBR, am Royal College of Art London, GBR, und an der University of Oxford, GBR
Webseiten

Über das Werk

Länge 00:10:08
Desktop-Selfie by Rhea Storr
Desktop-Interview: Rhea Storr & Lisa Bosbach
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